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Ma Tse-Lin

wurde 1960 in Kanton geboren.
Seine Familie galt in der Volksrepublik China als bürgerlich, weil sie in den vorhergegangenen Generationen ein paar Finanzleute und auch schon einige Künstler hervorgebracht hatte. Mit 16 Jahren, nach der Schule, wird er von der Kulturrevolution in die Berge geschickt. Diese Lehre in Sachen authentisches und mühsames Leben brachte ihm als unerwartete Beigabe Nahrung für seine erwachenden künstlerischen Neigungen: Er machte die Bekanntschaft mehrerer Maler, darunter Professoren renommierter Hochschulen, im Exil wie er selbst, die ihn eine Reihe traditioneller Techniken lehrten und ihm außerdem von der europäischen Malerei erzählten. In ein paar Büchern, die sie hatten bei sich behalten können, sah er zum ersten Mal Paris und die Impressionisten.
Er zeichnete in dieser Zeit annähernd 2.500 Portraits verschiedener Leute, meist mit Bleistift und Kohle. Dieses etwas seltsame Landleben endete für ihn im Jahr 1979, und er begann ein Studium am Zentralinstitut für Kunst und Kunsthandwerk in Peking, in der Abteilung Bildhauerei und Keramik. Neben der Ausweitung und Vertiefung seiner Kenntnisse traditioneller Techniken fand er dort Zugang zur Bibliothek mit ihren Büchern über die abendländische Malerei.


1985 wurde sein Wunsch, nach Europa zu gehen, erfüllt: Durch die Vermittlung von Zao Wu-Ki wurde er an der berühmten École des Arts Décoratifs in Paris aufgenommen. Seine erste persönliche Ausstellung fand 1988 in Paris statt; 1990 erhielt er ein Jahresstipendium für New York. In dieser Zeit malte er abstrakt und stellte Keramik-Skulpturen in chinesischer Tradition her. Seine erste Gruppe von Gemälden - die Stühle - stammt von 1987/88; in der gleichen Zeit fertigt er Collagen aus Flaschenkorken. Ab 1999 sind es die Portraits Buddhas, die mehr und mehr Raum in seiner Arbeit einnehmen und schließlich sein ausschließliches Thema werden. Zweifellos aus einem ganz persönlichen Bedürfnis nach Integration heraus behandelt Ma Tse-Lin damit ein wichtiges Thema seiner Jugend in der Art eines europäischen Meisters.
Im Zuge der Öffnung der Grenzen und eines immer intensiver gewordenen Austausches zwischen Asien und Europa kehrt auch Ma Tse-Lin häufiger nach China zurück. Er hat regelmäßig an großen Kunstausstellungen wie der Pekinger Biennale teilgenommen, und seine Werke - bis dahin nur im Westen bekannt - haben seitdem auch Eingang in die chinesischen Museen gefunden. In diesen letzten Jahren ist die Skulptur für ihn wieder wichtiger geworden; in der Malerei ist eine neue Werkgruppe chinesisch-tibetischer Landschaften entstanden, die mit Erscheinungen und Formen buddhistischer Inspiration durchwirkt sind.

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